Augen


Sehfehler

Alterssichtigkeit

Alterssichtigkeit (Presbyopie): Physiologisches Nachlassen der Nahanpassungsfähigkeit und dadurch zunehmende Fehlsichtigkeit im Nahbereich durch Verhärtung der Augenlinse im Alter.

Die Linse kann sich ab dem 35. Lebensjahr immer weniger verformen ("akkommodieren"), sie wird härter, behält infolgedessen beim Blick in die Nähe ihre abgeflachte Form und hat damit eine geringere Brechkraft. Aus der Nähe einfallende Lichtstrahlen werden hinter der Netzhaut gebündelt und ergeben so ein unscharfes Bild. Die Korrektur erfolgt mit Sammelgläsern (Lesebrillen). Die erste Lesebrille wird meist um das 45. Lebensjahr ausprobiert. Mit 60, spätestens 70 Lebensjahren ist die Akkommodationsfähigkeit praktisch erloschen.

Hinweis: der Begriff "Altersweitsichtigkeit" wird oft synonym zu Alterssichtigkeit verwendet. Das ist aber unrichtig: Die Alterssichtigkeit hat nichts mit Weitsichtigkeit zu tun - und ist im Gegensatz zu dieser auch keine Krankheit, sondern ein normaler altersbedingter Funktionsverlust. Der Begriff "Altersweitsichtigkeit" sollte deshalb vermieden werden.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Das Lesen fällt schwer, wird der Text weiter weg gehalten, ist er wieder scharf: "die Arme werden länger"
  • Schnelles Ermüden der Augen beim längeren Lesen
  • Dauerkopfschmerzen.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung

Die Alterssichtigkeit entsteht, wenn das Auge seine Fähigkeit zur Akkommodation allmählich einbüßt: Die Linse ist von einer festen Kapsel umgeben. Lebenslang werden vom Linsenrand her neue Linsenfasern gebildet. Da durch die feste Kapsel keine Zellen verloren gehen, drängen die neuen Fasern nach und nach ins Innere und verdichten das dortige Gewebe. Mit zunehmendem Alter nimmt daher der Wasseranteil der Linse ab und der unlösliche Eiweißanteil zu.

Die Linse wird somit starrer, verliert an Elastizität und geht auch bei entspannten Aufhängefasern nicht mehr in die kugelige Form zurück. Die Naheinstellung wird schwieriger – dies ist der Beginn der Alterssichtigkeit. Bei den meisten Menschen zwischen 45 und 50 Jahren ist eine Korrektur von etwa +0,75 dpt nötig.

Verlauf

Alle 5 Jahre verringert sich die Akkommodationsleistung um weitere 0,75 dpt, bis sie im Alter von 60–70 Jahren ganz verloren geht. Dann ist keinerlei Akkommodation mehr möglich und man hat seinen Maximalbrillenwert mit +2,5 bis +3,0 dpt erreicht.

Bei Weitsichtigkeit. Bei Weitsichtigen fällt die Alterssichtigkeit früh auf: Unter Umständen ist die erste Lesebrille schon mit Mitte 30 nötig. Der Augapfel ist zu kurz, die zunehmend fehlende Brechkraft der Linse muss durch stärkere Brillen ausgeglichen werden.

Bei Kurzsichtigkeit. Hingegen wird eine bestehende Kurzsichtigkeit von -2,5 bis -3 dpt durch die Alterssichtigkeit für den Nahbereich scheinbar ausgeglichen. Der Augapfel ist zu lang, es entsteht wieder eine scharfe Abbildung auf der Netzhaut, wenn im Abstand von 33 cm ohne Brille gelesen wird – aber ohne dass eine Akkommodation erfolgt, da der Text in den Fernpunkt des Auges gehalten wird. Kurzsichtigkeit und Alterssichtigkeit haben sich somit günstig ergänzt: Zum Lesen kann manchmal auf die Brille verzichtet werden.

Diagnosesicherung

Nach der Sehschärfenbestimmung für die Ferne (siehe auch Kurzsichtigkeit und Weitsichtigkeit) bestimmt der Arzt die Sehleistung für die Nähe mit Lesetafeln. Das macht er für jedes Auge einzeln, da die Stärke der Alterssichtigkeit für beide Augen durchaus unterschiedlich sein kann.

Behandlung

Brille

War der Betroffene bisher normalsichtig, wird ihm als erstes eine reine Lesebrille von z. B. +1 dpt angepasst. Diese Brille hat Sammelgläser und muss für die Ferne abgesetzt werden. Wer nicht zum Augenarzt oder Optiker will, kann einfache Lesebrillen mit +1 dpt. auch in der Drogerie oder im Internet für wenige Euro kaufen - und so ausprobieren, ob sie hilft.

Die zweite Lesebrille braucht dann meist schon +1,5 oder +2 dpt. und muss nicht nur für die Ferne, sondern auch für die Arbeit am Bildschirm abgesetzt werden. Spätestens jetzt stellt sich die Frage nach Gleitsichtgläsern, die eine stufenlose Fern- und Nahsicht erlauben (siehe unten).

Für die Arbeit am Computer passt der Augenoptiker eine spezielle Bildschirmbrille an, die genau diesen Arbeitsbereich von 60–80 cm Distanz scharf stellt. Sie hat für ansonsten Normalsichtige typischerweise eine Stärke von etwa +1,25 dpt.

Bei bisheriger Weit- oder Kurzsichtigkeit. Komplizierter wird die Lesebrillenverordnung für Patienten mit bestehender Kurz- oder Weitsichtigkeit. Der Kurzsichtige erhält als Lesebrille eine Brille mit schwächeren Zerstreuungslinsen; so wird bei bestehender Kurzsichtigkeit von -3 dpt eine Lesebrille mit z. B. -1,5 dpt verordnet. Umgekehrt erhält der Weitsichtige eine Brille mit noch stärkeren Sammellinsen als Lesebrille. Um ständigen Brillenwechsel zu vermeiden, kann auch eine Brille verordnet werden, die zwei Sehstärken kombiniert.

  • Mit einer Bifokal-Brille (Bifokalgläser oder Zweistärkengläser) kann der Patient mit einer Sehhilfe sowohl in der Ferne alles scharf sehen als auch lesen – er muss also nicht ständig zwischen zwei Brillen hin und her wechseln. Bei einer Bifokal-Brille ist im oberen Glasbereich die Korrekturstärke für die Fernsicht und im unteren Bereich die für die Nähe eingeschliffen.
  • Bei Trifokalgläsern sind drei verschiedene Korrekturstärken in die Brille eingeschliffen.

Gleitsichtgläser weisen zusätzlich zwischen den beiden Zonen für Fern- bzw. Nahsicht einen Bereich mit einer Korrekturstärke auf, die ein entspanntes Sehen in Mitteldistanzen (z. B. auf dem Bildschirm) ermöglicht. Bei Gleitsichtgläsern sind die Übergänge zwischen den Zonen unsichtbar ins Glas eingeschliffen. Da die Augenmuskeln koordiniert bewegt werden müssen, um für die jeweilige Entfernung die geeignete Stelle im Glas zu finden, sind diese Brillen anfangs gewöhnungsbedürftig. Die meisten Menschen freunden sich aber mit ihren Gleitsichtgläsern an, weshalb Bi- und erst Trifokalbrillen kaum noch getragen werden.

Kontaktlinsen

Zweistärken-/Mehrstärken-Kontaktlinsen ähneln Bifokal-Brillen, haben also einen oberen Bereich für die Fernsicht und einen unteren für die Nahsicht. Damit sie immer in der gleichen Position bleiben und sich nicht drehen, haben sie unten einen verdickten Rand, dessen Gewicht die Linsen in der gewünschten Position hält.

Nachteilig ist, dass beim "Scharfstellen" auf die Nähe nicht der Augapfel nach unten geschwenkt, sondern der ganze Kopf nach hinten (!) gekippt werden muss. Dies verursacht häufig Nackenschmerzen - und sieht für Außenstehende z. T. auch merkwürdig aus.

Alternativ gibt es auch konzentrische Zweistärkenlinsen mit kreisförmig angeordneter innerer Zone für die Nahsicht und äußerer Zone für die Weitsicht. Alle Systeme erfordern eine erhebliche Eingewöhnungszeit, auch empfinden viele Anwender das Bild als unscharf, weil sich gleichzeitig 2 Bilder (1 scharfes und 1 verschwommenes) auf die Netzhaut projizieren.

Operative Therapien

Eine "einfache" Lasertherapie wie beispielsweise zur Behandlung der Kurzsichtigkeit gibt es für die Alterssichtigkeit nicht. Es stehen jedoch einige operative Verfahren zur Verfügung:

Monovision. Dabei trägt der Arzt mit dem Laser die Hornhaut eines Auges so ab, dass es in die Ferne scharf sieht, das andere Auge so dass es in der Nähe scharf sieht. Somit sieht der Patient mit einem Auge in der Ferne, mit dem anderen in der Nähe scharf. Einige Betroffene kommen gut klar mit dieser Methode - etliche aber auch nicht. Sie haben z.B. Probleme mit dem räumlichen Sehen. Bevor die Augen passend zurechtgelasert werden, kann der Patient mit Kontaktlinsen deshalb testen, ob sein Gehirn mit dieser Sehweise gut klarkommt.

Implantation von Multifokallinsen. Hierbei werden neue Linsen im Auge platziert, die für alle 3 Sehbereiche (Lesen, Computer, Ferne) mit dem Laser passend "scharf" geschliffen sind. Dieses Verfahren wird immer häufiger durchgeführt, viele Patienten sehen sehr gut damit - und sind außerdem das Thema "Brille" los. Allerdings haben die Multifokallinsen naturgemäß keinerlei Akkommodationsfähigkeit, weshalb das Verfahren erst sinnvoll ist, wenn die eigenen "echten" Linsen ihre Akkommodationsfähigkeit eingebüßt haben, also nicht vor dem 60. Lebensjahr.

Andere Verfahren wie die Konduktive Keratoplastik, bei der die Hornhaut mit Radiowellen angepasst wird, sowie Hornhautimplantate oder das Weichlasern der Linse eignen sich für spezielle Fälle von Alterssichtigkeit und sind z. T. noch in der Erprobung.

Komplikationen

Besonders Kopfschmerzen und Ermüdungserscheinungen der Augen sind häufige Begleiterscheinungen, wenn sich das Gehirn an eine neue Brille gewöhnen muss. Halten die Beschwerden nach zwei Wochen immer noch an, sollten Sie sich wieder beim Optiker oder Augenarzt vorstellen, um die Ursache zu klären.

Prognose

Die Alterssichtigkeit ist ein physiologischer, im 4. Lebensjahr beginnender und bis zum 60.–70. Lebensjahr zum Abschluss kommender Funktionsverlust, der nahezu alle Menschen trifft. Sie hat eine gute Prognose: Mit den Behandlungsmöglichkeiten von Brille, Kontaktlinsen oder eventuell einer Operation lässt sie sich in der Regel gut korrigieren.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Tragen Sie Ihre Brille möglichst oft, das entlastet die Augen. Auch Entspannungsübungen wie z. B. das Palmieren tut Ihnen und Ihren Augen gut: Dabei setzen Sie sich bequem hin, legen Ihre vorher aneinander geriebenen Handflächen auf die Augen, sodass kein Licht einfällt. Atmen Sie 10- bis 20-mal entspannt und lassen Sie alle Gedanken und Flimmererscheinungen in die Dunkelheit Ihrer geschützten Augen ziehen. Zählen Sie langsam von 10 an rückwärts und nehmen Sie die Hände wieder von den Augen. Danach fühlen Sie und Ihre Augen sich bestimmt entspannt und frischer.

Prävention

Vorsicht mit anstrengendem Augentraining! Viele Augenmuskelübungen versprechen, eine Zunahme der Alterssichtigkeit aufzuhalten. Dem ist leider nicht so: Wie auch sollte der von Jahrzehnt zu Jahrzehnt voranschreitende Prozess der Verdichtung und der damit einhergehende Elastizitätsverlust der Linse durch Augenmuskelübungen umgekehrt werden können? Im Gegenteil: Dauernde Anspannung und Überlastung des Systems führen eher zu Beschwerden.

Farbenblindheit und Farbschwäche

Farbsinnstörungen: Störung der Farbwahrnehmung (Farbuntüchtigkeit), entweder in Form einer Farbschwäche oder einer Farbenblindheit.

Etwa 8 % aller Männer sind von einer angeborenen Farbuntüchtigkeit betroffen, hingegen nur 0,5 % der Frauen. Am häufigsten leiden Betroffene unter einer Form der Farbschwäche oder Farbenblindheit für einzelne Farben: sie sehen eine oder mehrere Farben weniger stark oder gar nicht, die Farbenwelt ist für sie aus weniger Farben zusammengemischt als bei Normalsichtigen. Bei der seltenen ererbten kompletten Farbenblindheit (Achromatopsie) können die Betroffenen nur Graustufen unterscheiden. Die Farbuntüchtigkeit ist keine Krankheit; sie kann aber erhebliche Auswirkungen auf das tägliche Leben haben, z. B. bei der Berufswahl. Erworbene Farbuntüchtigkeiten sind ebenfalls selten, in diesen Fällen muss nach der zugrunde liegenden Ursache wie beispielsweise einer Augenerkrankung oder einem Schlaganfall geforscht werden.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Probleme bei Farbenbenennung bzw. -unterscheidung
  • Gelb-, Blau- oder Rotsehen (bei Überdosierung bestimmter Medikamente oder Vergiftungen)
  • Geringe Sehschärfe, Überempfindlichkeit gegen helles Licht (bei kompletter Farbenblindheit)

Wann zum Arzt

In den nächsten Wochen, wenn

  • Sie den Verdacht haben, dass Sie oder Ihr Kind an einer Farbschwäche leiden.

Sofort, wenn

  • Sie plötzlich alles Rot oder Gelb sehen oder sonst eine Veränderung in Ihrem Farbempfinden bemerken.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung

Der Farbtüchtige stellt aus den drei Spektralfarben Rot, Grün und Blau alle anderen Farben durch Mischung her. Verantwortlich dafür sind drei verschiedene Netzhautzelltypen (auch Zapfen genannt). Diese Farbsinneszellen sind in der Netzhautmitte lokalisiert und arbeiten nur bei Tageslicht. Bei Nacht sind also wirklich "alle Katzen grau".

Bei einer Farbsinnstörung ist das Zusammenspiel der drei Farbsinneszelltypen gestört. Die Ursache dafür liegt in der Netzhaut, im Sehnerv oder im Gehirn selbst.

Ursachen und Risikofaktoren

Eine erbliche Farbuntüchtigkeit äußert sich entweder in einer Farbschwäche oder einer Farbenblindheit. Bei der Farbschwäche ist das Auge durch einen Mangel an Sehfarbstoff weniger empfindlich für die entsprechende Farbe oder für mehrere Farben. Bei der Farbenblindheit nimmt der Betroffene eine oder mehrere Farben gar nicht mehr wahr.

Völlige Farbenblindheit ist sehr selten, meistens liegt eine partielle Farbenblindheit vor, bei der ein Farbsinneszelltyp fehlt, so z. B. eine Rotblindheit (Protanopie), Grünblindheit (Deuteranopie) oder eine Mischung aus beiden. Da die Betroffenen beide Farben regelmäßig verwechseln, nennt man aber alle diese Fälle Rot-Grün-Blindheit. Glücklicherweise sehr selten ist der Ausfall von zwei (Monochromasie) oder gar allen drei Farbempfindungen (vollständige Farbenblindheit). Bei der vollständigen Farbenblindheit, der Achromatopsie, funktioniert keine der 3 Zapfentypen. Die Betroffenen sehen alles in Grau und leiden zusätzlich unter mangelnder Sehschärfe sowie einer Überempfindlichkeit gegen helles Licht.

Plötzliche auftretende Farbuntüchtigkeit. Eine plötzlich auftretende Farbuntüchtigkeit ist immer ein ernst zu nehmendes Zeichen z. B. einer Sehnerventzündung oder einer Netzhauterkrankung. Auch ein Schlaganfall, ein Schädel-Hirn-Trauma oder eine andere Gehirnläsion kann die zentrale Verarbeitung des Farbensehens stören. In diesem Fall wird die Farbenblindheit zerebrale Achromatopsie genannt. Selten, aber ebenso bedrohlich ist eine Farbuntüchtigkeit als Nebenwirkung von Medikamenten (z. B. Resochin®, Cordarex®) oder als Zeichen einer Vergiftung, z. B. mit Fingerhut (Digitalis).

Diagnosesicherung

Verschiedene Farbtests können die Diagnose bestätigen:

  • Pseudoisochromatische Tafeln: Dieser Test zeigt Zahlen auf farbigem Untergrund, die nur von Farbtüchtigen richtig erkannt werden. Geprüft werden nur Rot/Grün-Störungen (siehe Abbildung).
  • Farnsworth-Farbfleckverfahren: Der Patient muss Steine mit unterschiedlicher Farbabstufung sortieren. Dieser Test ist aufwendiger, kann aber auch Blaustörungen aufspüren.
  • Anomaloskop nach Nagel: Dieses Gerät kann die Farbschwäche quantitativ erfassen. Der Patient muss mit Hilfe einer Drehschraube eine vorgegebene Farbe "mischen". Der Rotschwache wird z. B., um eine vorgegebene Mischfarbe einzustellen, mehr Rot benötigen als der Farbnormale und der am Anomaloskop abgelesene Wert (AQ-Wert, Anomalquotient) fällt dementsprechend niedriger aus. So ist eine genaue Angabe über die Art der Farbuntüchtigkeit und ihre Ausprägung möglich. Für viele Berufe ist eine Rotschwäche kein Problem, eine Rotblindheit jedoch ein Ausschlusskriterium, z. B. bei Malern, Busfahrern oder Piloten.

Erworbene Arten der Farbuntüchtigkeit lassen sich mit den Farbtests nicht gut erfassen. Hier gibt in der Regel die Beschreibung des Patienten Auskunft über die ungewöhnliche Farbwahrnehmung.

Behandlung

Die angeborenen Formen der Farbuntüchtigkeit können derzeit nicht behandelt werden. Eine Aufklärung, z. B. in Bezug auf die Berufswahl, muss daher frühzeitig erfolgen. Seit einigen Jahren stehen jedoch neben anderen Sehstörungen auch die Farbuntüchtigkeiten im gentherapeutischen Visier der Forscher. Experten rechnen mit der Zulassung erster Verfahren ab 2018.

Bei den sehr seltenen erworbenen Arten der Farbuntüchtigkeit sind je nach Erkrankung die zuständigen Fachärzte gefragt (Augenarzt, Neurologe oder Internist). Liegt ein Verdacht auf eine Medikamentenüberdosierung vor, überprüft der Arzt sofort die eingenommenen Präparate.

Prognose

Die angeborene Farbuntüchtigkeit lässt sich bisher nicht heilen, sie verändert sich im Verlauf des Lebens aber nicht. Bei einer erworbenen Farbuntüchtigkeit hängt die Prognose von der Grunderkrankung und deren Behandlung ab. So können sich z. B. schlaganfallbedingte Farbuntüchtigkeiten durchaus mit der Zeit wieder zurückbilden.

Ihr Apotheker empfiehlt

Die meisten Farbuntüchtigen kommen mit ihrer Sehschwäche gut zurecht. Dennoch wird eine Reihe von Hilfsmitteln angeboten, z. B.:

  • Das Eyeborg verwandelt Farben in Schallwellen, die der Farbuntüchtige über einen Lautsprecher im Ohr als verschiedene Töne hören kann.
  • Für Rot-Grün-Blinde gibt es eine Spezialbrille, die einen Teil des roten und grünen Lichts so herausfiltert, dass der Betroffene Rot und Grün besser unterscheiden kann.

Weiterführende Informationen

Auf www.sehtestbilder.de finden Sie Testbilder zum Farbenerkennen.

Kurzsichtigkeit

Kurzsichtigkeit (Myopie): Sehfehler mit unscharfem Sehen in der Ferne.

Er entsteht dadurch, dass aus der Ferne einfallende Lichtstrahlen vor der Netzhaut gebündelt werden und so ein unscharfes Bild ergeben. Der Fernpunkt ist der am weitesten entfernte, noch scharf zu sehende Punkt und liegt bei kurzsichtigen Personen im Endlichen, z. B. bei 1 m (entspricht –1 dpt) oder 20 cm (–5 dpt). Das kurzsichtige Auge ist zu lang (häufig), oder die Brechkraft der Augenlinse ist zu hoch (selten). Die Korrektur erfolgt mit Zerstreuungsgläsern (Konkavlinsen, Minusgläsern) oder einer Laserbehandlung. Die Kurzsichtigkeit ist sehr häufig: 30 % der deutschen Bevölkerung ist betroffen, Tendenz deutlich steigend. In Asien sind es in vielen Staaten 60 %, in Stadtstaaten wie Hongkong und Singapur über 90 %.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Ferne Gegenstände erscheinen unscharf
  • Nahe Gegenstände sind scharf zu erkennen
  • Bei Dämmerung verstärken sich die Beschwerden
  • Blinzeln beim Blick in die Weite
  • Kopfschmerzen (meist über den Augen)
  • Bei Kindern oft keinerlei Beschwerden!

Wann zum Arzt oder Optiker

Jährlich,

  • wenn Sie Brillen- oder Kontaktlinsenträger sind.

In den nächsten 2 Wochen,

  • wenn Sie eine Verschlechterung Ihres Sehvermögens bemerken, z. B. Schilder im Straßenverkehr nicht mehr scharf sehen.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung

Kurzsichtigkeit entsteht meist durch ein überschießendes Augapfelwachstum, bereits ein 1 mm zu langer Augapfel bewirkt eine Kurzsichtigkeit von –3 dpt.

Das krankhafte Augapfelwachstum geschieht vor allem in der Kindheit und hier besonders zu Beginn und in der Pubertät, kann sich aber auch bis in das höhere Erwachsenenalter fortsetzen. Nur selten verursacht eine zu starke Brechkraft der Linse bei normal langem Augapfel die Myopie, in diesem Fall kann die Kurzsichtigkeit schon bei der Geburt vorliegen (kongenitale Myopie). Das Auge selbst gleicht die Fehlsichtigkeit nicht aus, da es durch Akkommodation die Brechkraft nur vergrößern, nicht aber verringern kann. Die Kurzsichtigkeit ist häufig mit einer milden Hornhautverkrümmung kombiniert, die gleichzeitig mit ihr mit Brille oder Kontaktlinsen korrigiert wird.

Eine Sonderform der Kurzsichtigkeit ist die "Nachtmyopie", die sich vor allem bei nächtlichen Autofahrten bemerkbar macht. Die in der Dunkelheit geweitete Pupille führt aus optischen Gründen zu einer geringeren Sehschärfe. Hat der Betroffene ohnehin bereits eine leichte Kurzsichtigkeit, die sich am Tag im Hellen jedoch nicht bemerkbar macht, fällt ihm das scharfe Sehen nachts noch schwerer und er leidet unter einer Nachtkurzsichtigkeit. Die Nachtkurzsichtigkeit ist übrigens keine Nachtblindheit, sie wird zu den "Störungen des Dämmerungssehens" gerechnet.

Eine weitere Form ist die bösartige Kurzsichtigkeit, die (Myopia maligna) mit einer nötigen Korrektur von >–8 dpt. Sie ist meist angeboren bzw. tritt in der frühen Kindheit auf und schreitet nach der Pubertät weiter fort. Neben der starken Fehlsichtigkeit drohen die bei starker Kurzsichtigkeit typischen Augenschäden, wie z. B. eine Netzhautablösung und letztendlich die Erblindung.

Komplikationen und Folgeerkrankungen

Die Kurzsichtigkeit zieht aufgrund der veränderten Augenform zahlreiche andere Augenerkrankungen nach sich. So ist zum Beispiel das Risiko für einen Grünen Star (Glaukom) verdoppelt: Weil sich bei Kurzsichtigen die Iris häufig nach innen wölbt, reibt sie am Aufhängeapparat, es löst sich Pigmentepithel und gelangt ins Kammerwasser. Verstopft das Pigment dann das Abflusssystem, erhöht sich der Augeninnendruck und es entsteht ein sogenanntes Pigmentglaukom.

Aufgrund der Deformation des Augapfels und die dadurch bedingte starke Dehnung der Retina ist bei einer Kurzsichtigkeit >–3 dpt die Gefahr der Netzhautablösung verzehnfacht. Das Risiko, eine Linsentrübung (Katarakt) zu entwickeln, steigt auf das 2- bis 5-Fache. Eine ausgeprägte Kurzsichtigkeit führt auch häufig zu Glaskörpertrübungen. Schließlich drohen schwere Sehstörungen: In Indien beispielsweise ist Kurzsichtigkeit der zweithäufigste Grund für Erblindung.

Ursachen

Die Mechanismen, wie Kurzsichtigkeit entsteht, gelten inzwischen im Wesentlichen als verstanden: Bei der Geburt ist das Auge noch nicht ausgewachsen, ein Säugling ist also praktisch immer weitsichtig. Physiologischerweise erfolgt eine allmähliche Größenzunahme des Augapfels im Lauf des ersten Lebensjahrs und danach in sehr kleinen Schritten noch bis ins Erwachsenenalter. Das Wachstum stoppt, wenn sich die Weitsichtigkeit "ausgewachsen" hat, das heißt das Auge sowohl in der Nähe als auch in der Ferne bei hellem und bei schwachem Licht scharf sieht.

Über den für den Wachstumsstopp notwendigen Feinabstimmungs- und Rückkoppelungsmechanismus besteht noch keine vollständige Klarheit - aber die dafür erforderlichen Zutaten sind bekannt:

  • Blauwelliges Licht
  • Helles Sonnenlicht
  • Fokussierung in die Ferne

Auf der anderen Seite haben Studien in der ganzen Welt Faktoren identifiziert, die diesen Wachstumsstopp hinausschieben oder den Wachstumsprozess im Erwachsenenalter wieder ankurbeln:

  • Früh beginnender Schulbesuch
  • Häufige und langandauernde Fokussierung auf den Nahbereich (z. B. durch elektronische Spielekonsolen, Smartphones und kleinformatige Tablets und Laptops): Bei viel Naharbeit im Kindes- und Jugendalter muss das Auge permanent den Ziliarmuskel anspannen, um die Krümmung und damit die Brechkraft der Linse zu erhöhen. Auf diese permanente Anspannung reagiert das Auge durch Wachsen des Augapfels, dafür verliert es die Fähigkeit, in der Ferne scharf zu sehen.
  • Lesen bei schlechtem Licht: Je weniger Licht, desto stärker muss die Pupille geöffnet werden. Und je offener die Pupille, desto geringer ist der Bereich in der Tiefe, der scharf abgebildet wird. Das Auge muss sich also noch mehr anstrengen, um bei schlechter Beleuchtung z. B. eine Buchseite scharf zu stellen.
  • Weniger als 2 Stunden täglicher Aufenthalt im Tageslicht, also im Freien: Fallen ausreichend viele Lichtsignale ins Auge, werden vermehrt Dopamin und andere Botenstoffe freigesetzt, die das Augenwachstum in Schach halten. UV-Lichtmangel bewirkt dagegen über die verminderte Freisetzung dieser Stoffe ein übermäßiges Längenwachstum des Auges. Demzufolge haben Stubenhocker ein größeres Risiko, kurzsichtig zu werden als Kinder, die täglich mehr als 2 Stunden im Freien spielen.
  • Nur gelegentliche Fokussierung auf die Ferne.
  • Überwiegend ungünstige Beleuchtungsverhältnisse in der Schulklasse oder am Arbeitsplatz. Ungünstig sind geringer Tageslichtanteil sowie hoher Gelbanteil und geringe Leuchtstärke von Kunstlichtquellen.
  • Sehhilfe mit übermäßiger Negativkorrektur (also "zu starke" Gläser).
  • Genetische Faktoren: Für einige Formen der Kurzsichtigkeit ist der Erbgang bekannt. Dafür spricht auch, dass einige Völker vermehrt Kurzsichtigkeit entwickeln (z. B. Chinesen). In fernöstlichen Industrienationen liegt die Häufigkeit einer Kurzsichtigkeit bei 80–90 % der Bevölkerung. In Europa weisen dagegen ~ 30 % der 20- bis 30-Jährigen eine Fehlsichtigkeit von mehr als 1 dpt auf.

Verlauf

Meist beginnt die "normale" Kurzsichtigkeit (Myopia simplex) im Schulalter und führt zu Werten zwischen –2 und –4 dpt (mittelgradige Kurzsichtigkeit) oder darüber (hohe Kurzsichtigkeit). In der Pubertät oder im jungen Erwachsenenalter kommt der Prozess zum Stillstand, die Fehlsichtigkeit verschlechtert sich nicht weiter. Sehr selten schreitet die Kurzsichtigkeit nach der Pubertät als "bösartige" Kurzsichtigkeit (Myopia maligna) fort.

Diagnosesicherung

Der Arzt oder Augenoptiker diagnostiziert die Kurzsichtigkeit mit Hilfe von Sehtests. Dabei liest der Betroffene Figuren, Buchstaben oder Ziffern in verschiedener Größe von einer Tafel ab, die 5-6 m entfernt hängt. Für Kinder oder Menschen, die nicht lesen können, eignen sich die sogenannten Landolt-Ringe. Diese Ringe haben an 8 verschiedenen Stellen eine Aussparung und werden in verschiedenen Größen gezeigt. Der Untersuchte gibt beim Sehtest an, wo sich die Aussparung jeweils befindet. Mit Hilfe von Korrekturgläsern bestimmt der Arzt schließlich, wie viel Dioptrien der Patient für eine scharfe Fernsicht benötigt. Ob Buchstaben oder Landolt-Ringe, beim Sehtest wird jedes Auge einzeln geprüft, d. h. das jeweils andere Auge deckt der Augenarzt ab.

Zusätzlich misst der Augenoptiker die Brechkraft des Auges mit dem sogenannten Phoropter. Auch dabei betrachtet der Patient verschiedene Sehzeichen mit und ohne Korrekturgläser, um herauszufinden, wie viele Dioptrien zum "Scharfstellen" der Fernsicht nötig sind.

Der Augenoptiker kann die Brechkraft des Auges auch objektiv, also ohne die Mithilfe des Patienten messen: Das sogenannte Refraktometer wirft durch die Pupille Lichtstrahlen auf die Netzhaut, sodass dort ein Bild entsteht. Dieses Bild stellt der Arzt dann mit verschiedenen Linsen scharf und ermittelt dadurch die nötige Brechkraft.

Zusätzlich zur Sehschärfenbestimmung kontrolliert der Augenoptiker bei der Untersuchung von Auge und Netzhaut, ob die Kurzsichtigkeit schon zu Folge- oder Begleiterkrankungen geführt hat.

Behandlung

Auskorrektur oder Unterkorrektur?

Neben der Behandlung der Fehlsichtigkeit versuchen Augenärzte heute vor allem bei Kindern und Jugendlichen die Entwicklung der Kurzsichtigkeit aufzuhalten. Ansatzpunkt ist der Augapfel und sein ungewolltes Längenwachstum.

Tierversuche haben gezeigt, dass der Augapfel dem schärfsten Bild sozusagen "hinterher" wächst: Liegt die Abbildung hinter der Netzhaut, wird das Längenwachstum angeregt. Liegt der Fokus dagegen vor der Netzhaut, kommt das Wachstum des Auges zum Stillstand. Vor der Netzhaut liegt das Bild bei der Unterkorrektur der Kurzsichtigkeit, d. h., wenn die Brille etwas zu schwach ist. Daher wurde vermutet, dass man der Entwicklung der Kurzsichtigkeit mit etwas zu schwachen Gläsern vorbeugen kann. In mehreren Studien konnte aber eine verordnete Unterkorrektur, d. h. das Tragen einer zu schwachen Brille, das Fortschreiten der Myopie bei Kindern nicht aufhalten. Man fand in Tierversuchen heraus, dass eine solche Unterkorrektur das Wachsen des Augapfels nur aufhält, wenn nur ein Glas unterkorrigiert ist - und das ist keine therapeutische Option. Insgesamt gehen die Forscher derzeit davon aus, dass es keinen Grund gibt, eine Kurzsichtigkeit nicht auszukorrigieren, zumal die meisten Kurzsichtigen durch die langsame Zunahme ihrer Fehlsichtigkeit ohnehin meist etwas unterkorrigiert sind.

Voranschreiten der Kurzsichtigkeit bremsen

Es gibt weitere Möglichkeiten, das Fortschreiten der Myopie aufzuhalten: Spezielle Multifokallinsen und Gleitsichtbrillen funktionieren ähnlich wie die Unterkorrektur, wobei man jedoch nur einen Teil des Sehapparates unterkorrigiert. Die Stelle des schärfsten Sehens wird scharf gestellt, der Rest der Netzhaut bleibt leicht kurzsichtig. Gleitsichtbrillen bremsen die Kurzsichtigkeit um etwa 0,14 dpt/Jahr im Vergleich zu herkömmlichen Gläsern, Multifokallinsen um 0,21 dpt/Jahr.

Weitaus effektiver sind Atropintropfen. Im Vergleich zu normalen Brillengläsern konnte Atropin 0,01 % das Fortschreiten der Kurzsichtigkeit bei Kindern um ca. 0,5 dpt pro Jahr verlangsamen. Wie Atropin gegen die Kurzsichtigkeit wirkt, ist noch nicht genau bekannt. Atropin weitet die Pupille und schränkt die Akkomodation ein. Die Annahme, dass die Einschränkung der Akkomodation das Fortschreiten der Kurzsichtigkeit bremst, wurde jedoch durch Tierversuche widerlegt. Heute nimmt man an, dass Atropin seine "Anti-Myopie-Wirkung" an der Netzhaut entfaltet. Verabreicht wird Atropin in Form von Augentropfen, und zwar einmal täglich vor dem Zubettgehen. Die in höheren Dosierungen beobachteten Nebenwirkungen wie Blendempfindlichkeit oder Photophobie treten in der geringen Dosierung kaum auf. Noch ist allerdings nicht klar, wie lange die Tropfen gegeben werden müssen, bisher wurde damit meist über 2 Jahre hinweg behandelt. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten der Therapie derzeit nicht (2018).

Korrektur der Fehlsichtigkeit - Brille

Der Augenarzt oder Optiker passt eine Brille mit Zerstreuungsgläsern an. Er nutzt dazu entweder eine Messbrille, in die verschiedene Brillengläser eingehängt werden oder apparative Hilfen wie z. B. den Phoropter.

Verschiedene Brillenarten stehen zur Verfügung:

  • Gläser aus Mineralglas werden heute nur noch für Sonderanwendungen angefertigt. Sie sind nicht bruchfest.
  • Kunststoffgläser sind ~45 % leichter als Mineralgläser. Die meisten Kunststoffgläser sind mit einer entspiegelten Schicht überzogen, die störende Lichtreflexe auf den Gläsern reduzieren. Neben der Entspiegelung gibt es auch Beschichtungen gegen Schmutz und Beschlag.
  • Getönte Brillengläser sind praktisch für den Urlaub und die Freizeit. Sie sind (wie alle getönten Gläser) aus Kunststoff.
  • Selbsttönende Gläser passen den Grad der Verdunkelung an die jeweilige Intensität des UV-Lichts an. Die Anpassung ist temperaturabhängig, optimal ist eine Verfärbungstemperatur von +6 °C, denn bei Kälte (z. B. im Schnee) erfolgt die Verfärbung oft zu langsam, umgekehrt bei Wärme zu schnell. Auch beim Autofahren können selbsttönende Gläser störend sein. Hier fehlt die Anpassung durch die UV-Strahlung, da sie von den Autofenstern abgefangen wird.

Korrektur der Fehlsichtigkeit - Kontaktlinsen

Alternativ zur Brille tragen viele Kurzsichtige auch Kontaktlinsen. Mit ihnen kommt es zu keinen begleitenden Bildvergrößerungen bzw. -verkleinerungen und zu keinen störenden Randeffekten, die Linsen passen sich den Augenbewegungen an und beschlagen nicht. Da der Kurzsichtige die Linsen ganztags trägt, sollten es gut angepasste, wasserhaltige weiche oder harte Kontaktlinsen sein.

Harte Kontaktlinsen schwimmen auf dem Tränenfilm direkt auf der Hornhaut. Sie werden bei jedem Lidschlag bewegt, wodurch der Tränenfilm ausgetauscht wird. Die Qualität der Sehleistung ist bei harten Linsen sehr gut. Viele sehen mit harten Linsen besser und schärfer als mit weichen. Auch gleichen harte Kontaktlinsen komplizierte Brechungsfehler des Auges besser aus (Stabsichtigkeit). Dafür gewöhnt sich das Auge schwerer an die harten Linsen, eine "tränenreiche" Eingewöhnungszeit von 3–6 Wochen und mehr muss einkalkuliert werden. Zudem fallen harte Linsen leicht aus dem Auge heraus, vor allem beim Sport.

Weiche Kontaktlinsen haben einen größeren Durchmesser als harte. Sie sitzen sehr stabil und werden deshalb von Sportlern bevorzugt, aber Tränenaustausch und Sauerstofftransport unter der Linse sind begrenzt. Deshalb sollten weiche Kontaktlinsen nicht zu lange getragen werden. Inzwischen gibt es aber Linsen aus verbesserten Materialien, die mehr Wasser enthalten und sauerstoffdurchlässiger sind, wodurch sie sich auch für den längeren Gebrauch eignen. Es stehen verschiedene Arten weicher Kontaktlinsen zur Wahl:

  • "Normale" Kontaktlinsen, die man tagsüber trägt und nachts in einer Pflegelösung verwahrt. Sie müssen sorgfältig gereinigt und gepflegt und etwa jährlich ausgetauscht werden. Sie werden auch "Jahreslinsen" genannt.
  • Tageslinsen. Diese werden täglich gewechselt und nach dem Tragen weggeworfen. Vorteil: keine Pflege und daher auch keine Reizung der Hornhaut aufgrund von Pflegeprodukten. Tageslinsen sind besonders für Menschen sinnvoll, die eigentlich eine Brille tragen und nur in manchen Fällen Kontaktlinsen vorziehen.
  • Wochenlinsen oder Monatslinsen. Diese werden je nach Linse 8-16 h lang getragen und gepflegt wie normale Kontaktlinsen, aber nach einer Woche oder einem Monat durch neue Linsen ersetzt. Vorteil: sie reizen die Augen kaum, sind sehr sauerstoffdurchlässig und der häufige Austausch verringert die Gefahr von Infektionen und Verschmutzungen. In der Anschaffung sind sie etwas preisgünstiger als Tageslinsen.

Dauerkontaktlinsen. Diese Linsen kann man einen Monat lang oder sogar länger Tag und Nacht im Auge belassen. Sie werden nach dem Tragen weggeworfen und ausgetauscht, eine Reinigung erfolgt nicht. Sie müssen deshalb besonders sorgfältig von Augenarzt und Optiker angepasst werden und sind verhältnismäßig teuer. Dauerkontaktlinsen stehen als harte und als weiche Kontaktlinsen zur Verfügung und eignen sich gut für stark kurzsichtige Menschen.

Bei einer mittleren Kurzsichtigkeit bis –5 dpt und einer Hornhautverkrümmung bis 1,5 dpt können nachts eingesetzte Kontaktlinsen das Tragen einer Sehhilfe am Tag überflüssig machen. Die orthokeratologischen Kontaktlinsen (Ortho-K-Kontaktlinsen) verformen während des Schlafs die Hornhaut und beheben so den Sehfehler. Während des Tags kehrt die Hornhaut langsam in ihre ursprüngliche Form zurück – so langsam, dass der Kontaktlinsenträger tagsüber ohne Sehhilfen auskommt. Wenn die Ortho-K-Linsen abgesetzt werden, dauert es einige Tage, bis die alte Brille bzw. die Kontaktlinsen wieder stimmen. Dieses Verfahren gilt als sanfte Alternative zu einer Lasertherapie.

Korrektur der Fehlsichtigkeit - Operative Verfahren

Mit der Lasertherapie kann man inzwischen Kurzsichtigkeiten bis –10 dpt erfolgreich behandeln. Der Arzt trägt dabei zentrale Hornhautpartien so exakt ab, dass die Brechung wieder stimmt. Es handelt sich hierbei nur um den Bruchteil eines Millimeters, d. h. bei Korrekturen bis zu 5 dpt verbleibt auch an der dünnsten Stelle noch eine Restdicke von über 80 % der Hornhaut. Eine wichtige Voraussetzung für die Lasertherapie ist eine konstante Sehkraft in den letzten 12–24 Monaten.

Die Chancen für eine dauerhaft erfolgreiche Korrektur sind umso größer, je geringer die Fehlsichtigkeit vor Durchführung der Lasertherapie war.

Bei sehr kurzsichtigen Augen kann auch eine künstliche Linse vor oder hinter die natürliche Linse implantiert werden.

Prognose

Auch wenn die Kurzsichtigkeit häufig bis zum Erwachsenenalter voranschreitet, kann die Fehlsichtigkeit doch meistens gut mit Brille, Kontaktlinsen oder Operation korrigiert werden. Aufgrund der vielen möglichen Folgeerkrankungen wie z. B. Grüner Star, Katarakt oder Netzhautablösung sind jedoch für Kurzsichtige regelmäßige Kontrollen beim Augenarzt unabdingbar. Im Fall der malignen Myopie ist die Prognose insgesamt schlecht: Sie führt in der Regel zu Ablösungen der Netzhaut und letztendlich zu einer schweren Sehbehinderung.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Funktionelles Augentraining hat einen vorübergehenden Entspannungseffekt, die Sehleistung lässt sich jedoch allenfalls kurzzeitig verbessern. Da bei intensivem Augentraining Augenmuskelkrämpfe nicht selten sind, sollte das Augentraining zudem nicht ohne Absprache mit dem Augenarzt oder dem Optometristen begonnen werden.

Damit Kontaktlinsen gut vertragen werden, gibt es einige Tipps:

  • Tragepausen einlegen (nachts)
  • Sorgfältig Hygiene- und Pflegehinweise beachten!
  • Regelmäßige Kontrollen beim Augenarzt einhalten
  • Häufig mit den Augen blinzeln, um diese zu befeuchten
  • Langes Starren auf Bildschirme vermeiden
  • Trockene Augen mit Kochsalzlösung tropfen.

Komplementärmedizin

Biofeedback. Biofeedback wirkt nachweislich positiv auf die Sehschärfe.

Prävention

Nix wie raus! Wer normalsichtige Kinder vor Kurzsichtigkeit schützen möchte, schickt sie am besten täglich zum Spielen nach draußen. Einer australischen Studie zufolge verbrachten normalsichtige Kinder etwa 2 Stunden täglich im Freien, kurzsichtige nur 1,5 Stunden. Ähnliche Ergebnisse brachten Untersuchungen an Hühnern. Zu wenige Lichtsignale führten Forschern zufolge auch bei ihnen zu einer verminderten Freisetzung von Dopamin und dadurch zu Kurzsichtigkeit aufgrund übermäßigen Längenwachstums des Auges.

In einigen Fällen scheint Akupunktur eine weitere Verschlechterung der Sehleistung im Kindesalter aufzuhalten – ob dieser Effekt nur kurzzeitig oder von Dauer ist, ist unklar.

Weiterführende Informationen

  • Den Arbeitskreis "Pathologische Myopie" finden Sie auf der Website der Selbsthilfevereinigung von Menschen mit Netzhautdegenerationen www.pro-retina.de. Dort gibt es auch einen Simulator, der aufzeigt, wie sich verschiedene Augenerkrankungen und Sehbehinderungen auf die Wahrnehmung von Betroffenen auswirkt
  • www.operationauge.de – Internetseite des Operation Auge e.V., Berlin: Die Seite klärt Patienten, die sich einer Operation am Auge unterziehen möchten, über Risiken, Komplikationen und OP-Richtlinien auf. Zusätzlich zu dem umfangreichen Informationsangebot bietet ein gut besuchtes Forum den Betroffenen die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch.

Nachtblindheit

Nachtblindheit: Deutlich reduziertes Sehvermögen in Dämmerung und Dunkelheit.

Es gibt eine angeborene und eine erworbene Nachtblindheit. Die erworbene Form wird durch Vitamin-A-Mangel oder verschiedene Augen- oder Allgemeinerkrankungen verursacht, selten durch Medikamente, z. B. den Wirkstoff Phenotiazin.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Eingeschränktes Erkennen von Gegenständen oder Personen in der Dämmerung bei normaler Sehschärfe, Farbensehen und Gesichtsfeld am Tag
  • Starke Sehbehinderung beim Autofahren.

Wann zum Arzt

Demnächst, bei

  • starker Behinderung beim nächtlichen Autofahren.
  • auffallend schlechtem Dämmerungssehen.

Die Erkrankung

Ursachen und Risikofaktoren

Angeborene Nachtblindheit. Die angeborene Nachtblindheit beruht auf einer mangelhaften Funktionsfähigkeit der Sinneszellen in der Netzhaut, die für das Dämmerungssehen verantwortlich sind, die sogenannten Stäbchen. Sie geht häufig mit Kurzsichtigkeit einher.

Erworbene Nachtblindheit. Die erworbene Form hat verschiedene Ursachen:

  • Vitamin-A-Mangel: Für die Regeneration des Sehfarbstoffs ist Vitamin A nötig. Ein Mangel entsteht z. B. durch ungenügende Vitamin-A-Zufuhr – diese Erkrankung ist in Entwicklungsländern zusammen mit Unterernährung eine der häufigsten Erblindungsursachen. Der Vitamin-A-Mangel in Deutschland ist meistens Folge einer Störung der Vitamin-A-Aufnahme oder -Ausnutzung bei chronischen Magen-Darm-Erkrankungen oder einem Leberleiden.
  • Trübungen der Hornhaut oder der Linse: Diese verursachen ebenso eine Störung der Dunkelanpassung (Dunkeladaptation) wie Erkrankungen des Sehnervs oder der grüne Star.
  • Netzhautveränderungen durch Gefäßschädigungen: Sie treten z. B. beim Diabetes mellitus auf, und führen zu einer Beeinträchtigung der Stäbchen und damit zur Nachtblindheit.
  • Chorioretinitis: Die Entzündung der Aderhaut schädigt manchmal auch Netzhaut und Stäbchen.
  • Retinopathia oder Retinitis pigmentosa: Die Nachtblindheit ist eines der ersten Symptome der Retinitis pigmentosa. Diese erblich bedingte oder durch Medikamente verursachte Erkrankung zerstört ebenfalls die Photorezeptoren der Netzhaut.

Störungen des Dämmerungssehens. Von der echten Nachblindheit unterscheidet der Arzt die Störungen des Dämmerungssehens, die viel häufiger sind. Dazu gehören:

  • Die Nachtkurzsichtigkeit, die sich mit einer speziellen für das Autofahren in der Nacht angepassten Brille korrigieren lässt.
  • Die altersbedingte Miosis, die dadurch entsteht, dass die alternde Pupille sich weniger gut weitet und so weniger Licht ins Auge einfällt. Für sie gibt es keine Behandlung.
  • Die Linsentrübung (Grauer Star). Hier hilft der Augenarzt mit einer Katarakt-Operation.

Diagnosesicherung

Die Diagnose stellt der Augenarzt mit speziellen Geräten, dem Nyktometer oder dem Mesoptometer (Mesometer). Dabei adaptiert sich der Patient zunächst 10–15 Minuten im Dunkelraum. Dann werden ihm verschiedene Sehzeichen unter abgestufter Umfeldhelligkeit gezeigt. Aus den Angaben des Patienten bestimmt der Arzt den Grad der Nachtblindheit.

Außerdem forscht der Augenarzt nach zugrundeliegenden Erkrankungen. Dazu untersucht er nicht nur Auge und Netzhaut gründlich, bei Verdacht auf einen Vitamin-A-Mangel oder eine internistische Erkrankung steht die enge Zusammenarbeit mit einem internistischen Kollegen an.

Behandlung

Für die angeborene Nachtblindheit gibt es derzeit keine Therapie, an einer Gentherapie und an Stammzelltransplantationen zur Behandlung der genetisch bedingten Störung wird geforscht.

Schäden an der Netzhaut oder ein Glaukom behandelt der Augenarzt vor allem mit dem Laser, in ausgeprägten Fällen auch mit einer Operation.

Bei einem Vitamin-A-Mangel steht die Vitamin-A-Substitution an. Zusätzlich muss natürlich eine eventuell zugrunde liegende Störung wie beispielsweise eine Darmerkrankung therapiert werden.

Zur Behandlung der Retinopathia oder Retinitis pigmentosa gab und gibt es diverse Therapieversuche, die bisher alle wenig erfolgversprechend waren. Kein Wunder, dass sich diese Erkrankung im Mittelpunkt intensiver Forschung befindet: Es laufen u. a. Studien zu Gentherapien, Netzhautimplantaten und der Behandlung mit Wachstumsfaktoren. Die transkorneale Elektrostimulation ist schon im klinischen Einsatz, sie soll die Zellaktivität der Netzhaut stimulieren und den Gesichtsfeldverlust verlangsamen.

Prognose

Die genetisch bedingte Nachtblindheit verändert sich im Verlauf des Lebens normalerweise nicht, d. h. sie bleibt gleich stark ausgeprägt. Erworbene Nachtblindheiten können sich dagegen bei Nichtbehandlung der zugrundeliegenden Ursache verschlechtern, bei sachgerechter Therapie aber durchaus auch wieder verbessern.

Im Falle einer Retinitis pigmentosa ist die Prognose schlecht: Die Erkrankung schreitet fort, je nach Unterform existieren unterschiedliche Verläufe. Bei den schwersten Ausprägungen drohen nicht nur Nachtblindheit und Störungen des Farbensehens, sondern auch die Erblindung.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Schlechte Nachtsicht ist keine Bagatelle. Gehen Sie zum Augenarzt und lassen Sie die Ursache abklären, wenn Sie anfangen, im Dämmern weniger gut zu sehen. Und auch wenn die Ursache relativ harmlos ist wie z. B. ein beginnender Grauer Star, ist es gut wenn der Augenarzt diese rechtzeitig und in vielen Fällen auch erfolgreich behandeln kann.

Wer trotz Nachtblindheit unbedingt Autofahren muss, sollte zur Eingewöhnung des Auges die letzte halbe Stunde vor dem Autofahren in abgedunkelter Umgebung oder Dämmerung verbringen. Es stellt sich aber die Frage, ob überhaupt noch Fahrtüchtigkeit besteht – im Zweifel gibt der Augenarzt auch hierauf eine Antwort.

Komplementärmedizin

Pflanzenheilkunde. Heidelbeerextrakt soll das Sehvermögen bei Dunkelheit erhöhen, allerdings kann ein therapeutischer Effekt anscheinend erst erzielt werden, wenn das Phytopharmakon über einen längeren Zeitraum in hoher Dosierung eingenommen wird (etwa 200–400 mg pro Tag in Kapsel- bzw. Tablettenform).

Orthomolekularmedizin. Die Orthomolekularmedizin empfiehlt eine Substitutionstherapie mit Vitamin A. Diese ist aber nur dann gerechtfertigt, wenn nachweislich ein Vitamin-A-Mangel die Ursache für die Nachtblindheit ist. Auf Verdacht sollte die empfohlene Tagesmenge von etwa 1 mg nicht überschritten werden: Da sich das fettlösliche Vitamin A im Körper anreichert, kann ein Überangebot sogar gesundheitsschädliche Folgen haben. Gleiches gilt für Beta-Karotin, einer Vorstufe von Vitamin A – hier beträgt der tägliche Bedarf 2 mg. Schwangere sollten gar kein Vitamin A einnehmen, da das Kind geschädigt werden kann.

Schielen

Schielen (Strabismus): Stellungsfehler der Augen mit Abweichen einer der beiden Augenachsen von der (normalen) Parallelstellung beim Blick in die Ferne.

Schielen tritt bei rund 4 % der Gesamtbevölkerung auf und ist damit ein häufiger Sehfehler. Kindliches Schielen führt ohne Behandlung zu einer starken Sehbehinderung.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Abweichen eines Auges meist nach innen, besonders bei Müdigkeit
  • Kopfschiefhaltung, Zukneifen eines Auges
  • Sehen von Doppelbildern ohne Auffälligkeiten am Auge
  • Kopfschmerzen, Schwindel
  • Unerklärliche Ungeschicklichkeit.

Wann zum Arzt

In den nächsten Wochen, wenn

  • bei Ihrem Kind ein deutliches Schielen nach dem 3.–6. Lebensmonat nicht verschwindet.
  • leichtes Schielen auch nach dem 12. Lebensmonat noch besteht.

Heute noch, wenn

  • bei Erwachsenen oder Kindern das Schielen neu auftritt (ein plötzliches Schielen kann von einem Tumor hinter dem Auge verursacht werden).

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung

Die Bilder, die von beiden Augen zum Gehirn gesendet werden, unterscheiden sich immer ein klein wenig voneinander: Betrachtet man einen Gegenstand, der etwa 30 cm entfernt steht, und schließt dabei abwechselnd das eine und das andere Auge, wird dieser kleine Unterschied deutlich. Erst das Gehirn verarbeitet die Netzhautbild-Differenzen zu einem einzigen dreidimensionalen Bild (räumliches Sehen).

Beim Schielen sind die beiden Bilder so unterschiedlich, dass sie als störende Doppelbilder wahrgenommen werden. Zur "Arbeitserleichterung" lernt das Gehirn, das nicht passende Bild zu unterdrücken, wodurch das räumliche Sehen gestört ist. Das Gehirn schaltet das "störende" schielende Auge immer öfter ab, mit der Gefahr, dass das Schielauge schwachsichtig wird. Ein unbehandeltes Schielen bei Kindern kann also dazu führen, dass ein funktionstüchtiges Auge das Sehen nicht "erlernt". Dieser Zustand ist nach dem 6. Lebensjahr auch nicht mehr zu ändern.

Ursachen und Risikofaktoren

Das Begleitschielen (Heterotropie) ist die häufigste sichtbare Schielform. Hier begleitet das Schielen einen anderen Augenfehler. Ein nicht korrigierter Sehfehler beispielsweise (insbesondere eine höhergradige Weitsichtigkeit) führt häufig zum Schielen, vor allem dann, wenn ein Auge einen stärkeren Sehfehler hat als das andere.

Es wird angenommen, dass das stärker sehbehinderte Auge versucht, die Sehschwäche durch verstärkte Nah- oder Ferneinstellung auszugleichen, und dadurch dann auch die Balance der äußeren Augenmuskeln aus den Fugen gerät. Genetische Faktoren spielen dabei sicher eine Rolle, denn das Risiko des Schielens ist deutlich erhöht, wenn ein Elternteil als Kind geschielt hat.

5 Monate altes Mädchen mit Minimalschielen. Schielt das Kind nur ab und zu, geben sich kleine Schielwinkel fast immer mit der Zeit von selbst (bei diesem Mädchen im Alter von 15 Monaten). Dennoch sollte der Augenarzt aufgesucht werden.

5 Monate altes Mädchen mit Minimalschielen. Schielt das Kind nur ab und zu, geben sich kleine Schielwinkel fast immer mit der Zeit von selbst (bei diesem Mädchen im Alter von 15 Monaten). Dennoch sollte der Augenarzt aufgesucht werden.

Lähmungsschielen. Beim Lähmungsschielen führen Lähmungen einer oder mehrerer Augenmuskeln zum Schielen.

Minimalschielen. Bei manchen Kindern mit geringfügigem Schielen lässt sich überhaupt keine Ursache finden. Die Sehkraft beider Augen ist 100%ig, und dennoch besteht ein kleiner Schielwinkel, der von Laien allenfalls auf einem Foto erkannt wird. Wegen des kleinen Schielwinkels spricht man dann auch vom Minimalschielen (Mikrostrabismus).

Latentes Schielen. Erstaunlicherweise findet man bei 70 % aller Erwachsenen ein latentes Schielen (Heterophorie oder auch Winkelfehlsichtigkeit genannt), bei rund 10 % kommt es dabei zu Beschwerden. Es besteht ein Ungleichgewicht der Muskeln beider Augen. Durch den "Fusionszwang" des Gehirns, die Eindrücke beider Augen zu einem einzigen Bild zu verschmelzen, wird das Ungleichgewicht latent (verborgen, unsichtbar) gehalten und ein sichtbares Schielen verhindert. Da dies nur durch eine ständig Energie verbrauchende Kompensation gelingt, kommt es zu Kopfschmerzen, Leseschwierigkeiten, Konzentrationsstörungen, Doppeltsehen, Problemen beim nächtlichen Autofahren und erhöhter Lichtempfindlichkeit.

Diagnosesicherung

Der Augenarzt oder Orthoptist diagnostiziert den Augenstellungsfehler mithilfe verschiedener Sehtests; er bestimmt dabei die Sehschärfe und den Schielwinkel.

Vorgetäuschtes Schielen bei Säuglingen. Manche Säuglinge besitzen am inneren Augenwinkel eine kleine Hautfalte, die den Blick so erscheinen lässt, als würde das Kind schielen. Mit einer einfachen Untersuchung gelingt es, ein derart vorgetäuschtes von echtem Schielen zu unterscheiden: schaut ein Kind in ein Licht oder Fenster in mehreren Metern Entfernung, spiegelt sich dieses in seinen Augen. Schielt das Kind, erscheint das Abbild bei jedem Auge an einer anderen Stelle, z. B. rechts in der Mitte der Pupille, links jedoch daneben. Wenn dagegen kein Schielen vorliegt, ist das Abbild an genau der gleichen Stelle im anderen Auge zu erkennen.

Behandlung

Brille

Ist das Schielen durch nicht korrigierte Brechungsfehler bedingt, genügt in der Regel die Anpassung einer entsprechenden Brille. In das Brillenglas kann man zusätzlich zur Korrektur der bestehenden Kurz- oder Weitsichtigkeit ein optisches Prisma einarbeiten, das die Lichtstrahlen ablenkt und so die beiden Bilder vom rechten und linken Auge wieder zur Deckung bringt. Das gleiche optische Prisma lässt der Arzt auch in Brillengläser einarbeiten, die er Patienten mit einem Lähmungsschielen verordnet.

Es ist umstritten, ob der Winkelfehlsichtigkeit mit einer speziellen, für dieses Schielen angepassten Prismenbrille abzuhelfen ist. Denn Prismen greifen in den vom Gehirn gesteuerten Regelkreis zur Ausrichtung beider Augen auf das betrachtete Objekt ein und können daher ein Schielen verstärken.

Augentraining

Stellt der Augenarzt durch einen Reaktionstest fest, dass das schwächere Auge vom Gehirn "abgeschaltet" wird, muss es gezielt trainiert werden. Die Behandlung hängt davon ab, wann das Schielen auftritt.

Ist bei Kindern das räumliche Sehen noch nicht voll ausgereift, muss man das schielende Auge zum Sehen zwingen. Nur so kann gewährleistet werden, dass das Sehzentrum im Gehirn die notwendigen Reize erhält, die es braucht, um sich vollständig auszubilden. Zum Training klebt man das stärkere Auge vorübergehend mit einem speziellen Pflaster ab (Okklusionstherapie). Die Behandlung wird nach bestimmten Zeitplänen von der Sehschule durchgeführt.

Operative Behandlung

In schweren Fällen sind eine oder mehrere Schiel-Operationen nötig, bei denen die Augenmuskeln verkürzt oder durch Vor- bzw. Rückverlagerung gestärkt bzw. geschwächt werden. Operationen stellen jedoch lediglich die Augenstellung gerade, sie verhelfen nicht zu einem funktionstüchtigen Sehen, wenn das Auge durch das Schielen in der Entwicklung zurückgeblieben ist.

Behandlung von latentem Schielen

Latentes Schielen therapiert der Augenarzt meist mit einem Augentraining durch die Sehschule, nur gelegentlich muss operiert werden. Sehr selten wird die unter Augenärzten und Optikern kontrovers diskutierte speziellePrismenbrille zur Korrektur verordnet.

Prognose

Das angeborene Begleitschielen muss so früh wie möglich, in jedem Fall vor der Einschulung, behandelt werden. Ansonsten lernt das Kind nicht scharf und räumlich zu sehen und es drohen bleibende Schäden bis hin zur Erblindung des schielenden Auges.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Bei latentem Außenschielen haben sich Fusionsübungen bewährt: Lassen Sie den Blick durch das Fenster in die Ferne schweifen und fixieren Sie dabei entfernte Objekte. Dann wandern Sie mit dem Blick entlang einer gedachten Linie über mehrere Zwischenstationen aus der Ferne bis zu einem nahen Gegenstand (50 cm Entfernung) und zurück. Wiederholen Sie das Ganze fünf- bis zehnmal.

Komplementärmedizin

Akupunktur und Homöopathie nennen Behandlungserfolge bei leichtem Schielen im Kindesalter. Es gibt jedoch bislang keinen wissenschaftlichen Nachweis für einen therapeutischen Nutzen, so dass man keine großen Hoffnungen in diese Verfahren setzen bzw. sie allenfalls als begleitende Maßnahmen heranziehen sollte.

Weiterführende Informationen

Weiterführende Informationen für Eltern von Schielkindern finden Sie auf www.auge-online.de

Sehbehinderung, Blindheit und Erblindung

Sehbehinderung: Sehvermögen zwischen 30 und 5 % in der Sehschärfenbestimmung (Visusbestimmung).

Hochgradige Sehbehinderung: verbleibendes Sehvermögen zwischen 5 und 2 %.

Blindheit (Erblindung): fehlendes Sehvermögen, Sehen unter 2 % bzw. eine Einschränkung des Gesichtsfeldes auf 5° und weniger.

Nach der gesetzlichen Definition gelten alle Menschen als blind, deren Sehvermögen so stark eingeschränkt ist, dass sie in der Ausbildung und im Berufsleben auf Blindenhilfsmittel angewiesen sind.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Spürbare Einengung des Gesichtsfelds
  • Sehen von Lichtblitzen oder schwarzen Punkten (bei Netzhautablösung)
  • Verlust der Sehkraft.

Wann zum Arzt

Sofort als Notfall bei

  • Wahrnehmung von Lichtblitzen oder schwarzen Punkten.
  • plötzlicher Erblindung oder starkem Sehverlust.

Die Erkrankung

Ursachen und Risikofaktoren

Jedes Jahr werden in Deutschland ca. 160 Kinder blind geboren. Bei ihnen fehlen beispielsweise Teile des Sehapparates oder die Verbindung zwischen Auge und Gehirn. Die angeborene Blindheit durch eine Röteln-Embryopathie ist durch die gängige Impfpraxis in Deutschland sehr selten geworden.

Erblich bedingte Blindheit. Daneben führen genetische Veranlagungen im Laufe des Lebens zur Erblindung, so die Netzhauterkrankung Retinitis pigmentosa oder die angeborene hereditäre Optikusatrophie.

Erworbene Blindheit. Etwa 10 000 Menschen erblinden jährlich in Deutschland, die Hälfte von ihnen ist 80 Jahre oder älter und leidet zumeist an einer altersbedingten Makuladegeneration. Bei Diabetikern zwischen 40 und 80 sind Netzhautveränderungen, bei jungen Menschen unter 40 eher absterbende Sehnerven (Optikusatrophie) die Ursache. Daneben führen aber auch der Graue Star, das Glaukom, Tumoren der Aderhaut oder Infektionen der Netzhaut (z. B. mit Herpesviren) zu Sehbehinderungen und Blindheit.

Auch Kindern und Jugendlichen droht bei zum Glück seltenen kindlichen Augenerkrankungen wie dem juvenilen Glaukom oder einem nicht behandelten Schielen die Erblindung.

Diagnosesicherung

Die Sehschärfe ermittelt der Augenarzt mit Hilfe genormter Sehzeichen wie beispielsweise den Landolt-Ringen. Bei sehr geringer Sehschärfe setzt der Arzt auch Fingerzählen, Handbewegungen oder Lichtquellen zur Diagnose ein. Außerdem misst der Arzt die Pupillenreaktion.

Je nach vermuteter Ursache für die Sehschwäche kommen neben der gründlichen Untersuchung von Auge und Netzhaut auch bildgebende und neurologische Verfahren sowie Blutuntersuchungen zum Einsatz.

Behandlung

Behandlung akuter Sehverluste/Sehschwäche

Liegt einer plötzlich auftretenden Sehschwäche eine Netzhautablösung, eine Sehnerventzündung oder eine andere Erkrankung des Auges zugrunde, wird diese sofort behandelt und versorgt (Einzelheiten dazu siehe dort).

Behandlung von Blindheit

Ist der Patient erblindet bzw. blind geboren, gibt es kaum Behandlungsmöglichkeiten. Familie und der Betroffene selbst müssen lernen, mit dieser Behinderung umzugehen. Dafür ist die Schulung im Umgang mit der Blindheit sehr wichtig. Insbesondere bei sehbehinderten und von Erblindung bedrohten Kindern ist zudem eine frühe Förderung für die geistige Entwicklung unerlässlich.

Pharmakotherapie. Vollständig erblindeten Menschen fällt es häufig schwer, einen 24-stündigen Tag-Nacht-Rhythmus einzuhalten, da die Sinneseindrücke von Licht und Dunkelheit fehlen. Chronische Übermüdung und/oder umgekehrte Schlafmuster sind häufige Folgen. Weiterhin können Körperfunktionen, die dem Tag-Nacht-Rhythmus unterliegen, gestört sein, etwa die Körpertemperatur, der Zuckerstoffwechsel oder die Ausschüttung von Nebennierenrindenhormonen. Eine Möglichkeit, um Betroffenen eine nächtliche Ruhephase zu ermöglichen, bot die Einnahme von Schlafmitteln. Diese sind jedoch mit starken Nebenwirkungen und Gewöhnungseffekten verbunden und daher für die Daueranwendung nicht geeignet. Abhilfe soll der Melatonin-Rezeptor-Agonist Tasimelteon (Hetlioz®) schaffen. Er reguliert den Schlaf-Wach-Rhythmus, indem er auf das Zwischenhirn einwirkt und so die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin beeinflusst. Tasimelteon wird eine Stunde vor dem Zubettgehen eingenommen. Anschließend sollte sämtliche Aktivität eingeschränkt werden, um das Eintreten des Ruhezustands zu fördern. Zu den häufigen Nebenwirkungen zählen Kopfschmerzen, Schwindel, Reizmagen oder Mundtrockenheit. Nutzen und Risiken der Einnahme sind sorgfältig abzuwägen.

Operative Behandlung. Bei der operativen Behandlung der Blindheit stehen die elektronischen Netzhautimplantate im Zentrum der Entwicklung. Aktuell kommen sie für solche Patienten in Frage, bei denen nur Teile der Netzhaut geschädigt sind und der Rest des Sehapparates noch intakt ist. Deshalb profitieren beispielsweise Patienten mit einer Retinitis pigmentosa von diesen Entwicklungen.

Trotz aller Erfolge sind die visuellen Verbesserungen durch Netzhautimplantate von einem "normalen Sehen" noch weit entfernt. Das Tübinger "Retina Implant System", ein unter die Netzhaut implantierter Chip mit externer Bedienungseinheit, erreicht eine Sehschärfe von gerade einmal 3 %. Das epiretinale "Argus-2-Retinaprothesensystem" der Firma Second sight besteht aus Brillenkamera, auf die Netzhaut implantierten Chip und Minicomputer und erlaubt das grobe Unterscheiden von Linien und Quadraten.

Ihr Apotheker empfiehlt

Hilfsmittel

Für blinde Menschen stehen vielfältige Blindenhilfsmittel (Blindentechniken) zur Verfügung, z. B.:

  • Allgemeine Hilfsmittel wie ein Langstock (Blindenstock) oder ein speziell ausgebildeter Blindenführhund helfen dem Blinden, sich zu orientieren, und geben zugleich ein Signal an die Umwelt (z. B. an andere Verkehrsteilnehmer). Unterstützend wirken Maßnahmen wie Markierungsstreifen auf Gehwegen oder akustische Signale an Ampeln, die die Umwelt für Blinde besser ertastbar oder akustisch erschließbar machen.
  • Blindenspezifische Medien wie die mit den Fingern ertastbare Braille-Schrift (Blindenschrift, Punktschrift), gesprochene Zeitschriften und Bücher oder Fernsehausstrahlungen, bei denen ein Sprecher die Handlung beschreibt (Audiodeskription). Die Deutsche Blinden-Bibliothek stellt Bücher, Tageszeitungen und Zeitschriften in Blindenschrift im digitalen Hörbuchstandard DAISY zur kostenlosen Ausleihe zur Verfügung. Das DAISY-Format kennzeichnet sich durch eine spezielle Strukturierung der Inhalte, sodass Blinde darin leichter navigieren können als in herkömmlichen Hörbuch- und MP3-Formaten. Die Wiedergabe erfolgt auditiv mit einem speziellen DAISY-Player.
  • Durch die Verbreitung von Computern und Internet sind viele weitere elektronische Hilfsmittel hinzugekommen, z. B. Braille-Displays anstelle des Computerbildschirms, Textausgabeprogramme oder Screenreader wie Blindows®, Orca®, Window Eyes®, NonVisual Desktop Access® oder Emacspeak®, die sogar Formulare und Programmoberflächen bedienbar machen.

Mit den entsprechenden Hilfsmitteln können sich viele Blinde selbstständig im Alltag bewegen und am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. Menschen, die erst im hohen Alter erblinden, fällt es jedoch teilweise schwer, diese Techniken noch zu erlernen.

Die Mehrausgaben für Hilfsmittel oder Haushaltshilfen werden durch eine monatliche finanzielle Unterstützung, das Blindengeld, ausgeglichen. Die Höhe variiert von Bundesland zu Bundesland.

Barrierefreie Arzneimittelinformationen

Barrierefrei aufbereitete Arzneimittelinfos finden Menschen mit Sehbehinderung auf der Website www.patienteninfo-service.de. Die Anwender geben den Medikamentennamen oder die auf der Arzneimittelverpackung aufgedruckte Pharmazentralnummer (PZN) in das Suchfeld ein, und gelangen dann sofort zum gesuchten Beipackzettel, der sich von einer Computerstimme vorlesen lässt. Eine praktische Alternative sind spezielle Smartphone-Apps wie "SayText", "Prizmo" oder "TextGrapper". Anwender scannen den Barcode auf der Arzneimittelverpackung ein oder Fotografieren den Beipackzettel, um sich den Text vorlesen zu lassen.

Weiterführende Informationen

  • www.dbsv.org – Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e. V., Berlin: Erste Anlaufstelle für Blinde und Sehbehinderte, Rat und Unterstützung gibt es auch unter der Rufnummer 030-285387-0.
  • www.blista.de – Deutsche Blindenstudienanstalt e. V., Marburg: Gibt Blindenschrift-Systematiken, Übungsbücher und Zeitschriften heraus und betreibt die Deutsche Blinden-Bibliothek sowie Förderschulen.
  • www.vbs.eu – Verband der Blinden- und Sehbehindertenpädagogen und -pädagoginnen e. V. (VBS, Würzburg): Die Internetseite des Fachverbands enthält Adressenlisten der Frühförderstellen für sehbehinderte Kinder und anderer Blinden- und Sehbehinderteneinrichtungen. Unter der Rubrik Übersicht kann man sich zur viermal im Jahr erscheinenden Verbandszeitschrift "blind – sehbehindert" informieren.
  • Informationen über das Netzhautimplantat Argus " auf der Seite des Herstellers: www.secondsight.com
  • Website des Herstellers Retina Implant AG mit Informationen zum subretinalen Implantat: www.retina-implant.de/de/

Stabsichtigkeit

Stabsichtigkeit (Astigmatismus, Hornhautverkrümmung): Unscharfes, verzerrtes Sehen durch eine Krümmungsanomalie von Hornhaut oder Linse.

Bei der regulären Stabsichtigkeit (Astigmatismus nach der Regel) bestehen zwei unterschiedlich brechende Ebenen, ein punktförmiges Objekt wird so als Stab auf der Netzhaut abgebildet; zur Korrektur wird ein Zylinderglas verwendet. Bei der irregulären Stabsichtigkeit (Astigmatismus gegen die Regel), meist infolge von Vernarbungen oder Unfällen, ist die Hornhaut unregelmäßig gewölbt, der Betroffene sieht alles verzerrt oder unscharf; die Korrektur erfolgt – wenn möglich – mit einer harten Kontaktlinse.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Unscharfes Sehen in der Nähe und in der Ferne
  • Doppelkonturen der betrachteten Objekte.

Wann zum Arzt

Demnächst, bei

  • unscharfem Sehen in der Nähe oder Ferne
  • Doppelkonturen.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung

Eine geringe angeborene Hornhautverkrümmung ist fast der Regelfall. Die Natur ist eben nicht "genormt".

Manchmal verkrümmt auch eine zu hohe Lidspannung die Oberfläche der Hornhaut geringfügig. Dabei entsteht eine elliptische Form ähnlich einem Ei oder Rugby-Ball. Einfallendes Licht wird somit in einer waagerechten Ebene stärker gebrochen als in der dazu senkrecht stehenden; dementsprechend sieht der Betroffene alle Gegenstände unscharf und verzerrt, eine punktförmige Lichtquelle erscheint als Strich. Weitere Ursachen der Stabsichtigkeit sind Veränderungen der Hornhaut wie beispielsweise Narben, Eintrübungen, aber auch Operationen. Seltener ist ein Linsenastigmatismus, der durch eine asphärische Linsenoberfläche oder durch eine ungleiche Kontraktion des Ziliarmuskels entsteht.

Zusammenfassend hat die Stabsichtigkeit nicht nur eine isolierte Ursache, sondern ist Ergebnis des Zusammenspiels der zuvor beschriebenen Astigmatismen, die zum Gesamtastigmatismus eines Auges beitragen. Dabei fallen Veränderungen der Hornhaut wegen des hohen Brechzahlunterschiedes am meisten ins Gewicht

Die Stabsichtigkeit tritt zudem meist in Kombination mit Kurzsichtigkeit oder Weitsichtigkeit auf. Bei der regulären Stabsichtigkeit bestehen nur zwei verschiedene Brechungsebenen, bei der irregulären Stabsichtigkeit ist die Hornhaut so unregelmäßig geformt und gewölbt, dass einfallende Strahlen nicht in einem Punkt, sondern in zahlreichen Punkten gebündelt werden, auf der Netzhaut entsteht dann ein unscharfes Bild.

Komplikationen

Ein starker angeborener Astigmatismus kann, wenn er nicht behandelt wird, zu einer Sehschwäche bis hin zur weitgehenden Erblindung führen.

Diagnosesicherung

Zur Messung eines Astigmatismus setzt der Arzt verschiedene Verfahren ein. Mit dem Ophthalmometer bestimmt er Krümmungsradius und Brechkraft der Hornhaut. Liegt ein irregulärer Astigmatismus vor, analysiert er die Brechkraft der gesamten Hornhaut mit Hilfe eines Hornhauttopografs. Nach der objektiven Vermessung testet der Arzt, mit welchen Korrekturgläsern der Betroffene die Sehtafeln subjektiv am schärfsten sieht.

Behandlung

Brille

Bei einer regulären Stabsichtigkeit bestimmt der Augenarzt ein Zylinderglas. Eine Weit- oder Kurzsichtigkeit wird ebenfalls mit ausgeglichen. Zylindergläser brechen das Licht in unterschiedlichen Richtungen. Darum ist bei der Verordnung immer die Achsenlage angegeben.

Die konvexen (nach außen gewölbten) und konkaven (nach innen gewölbten) Zylinder werden so geschliffen, dass die beiden Achsen senkrecht aufeinander stehen und die Zylinder lediglich in ihrer Brechkraft verändert sind. Das Brillenrezept enthält dann neben der Angabe über Weit- bzw. Kurzsichtigkeit (Plus- oder Minusgläser) auch die Angabe zu Vorzeichen und Gradangabe über das Zylinderglas.

Hinweis: Vorsicht bei runden Brillengestellen: Hier kann sich unter Umständen das Glas in der Fassung drehen!

Komplikationen. Die Anpassung von Zylindergläsern sollte möglichst früh in der Kindheit erfolgen, eine erstmalige Anpassung im Erwachsenenalter ist oft problematisch. Es kommt häufig zu Kopfschmerzen, Doppelt- oder Verzerrtsehen, weil das Gehirn gelernt hat, das auf der Netzhaut falsch abgebildete Objekt richtig zu interpretieren. Es ist daher sinnvoll, erst nach und nach die volle Stärke auszugleichen.

Kontaktlinsen

Eine reguläre Stabsichtigkeit lässt sich auch mit speziell angepassten Kontaktlinsen (Torische Kontaktlinsen) ausgleichen. Diese Linsen gibt es als weiche oder harte Varianten.

Eine irreguläre Stabsichtigkeit korrigiert der Augenarzt ausschließlich mit harten, d. h. formstabilen Kontaktlinsen. Der Tränenfilm zwischen Hornhaut und Kontaktlinse gleicht die Unebenheiten aus.

Hornhauttransplantation

Bei Astigmatismus durch Hornhautschäden oder Vernarbungen zieht der Augenarzt eine Hornhauttransplantation in Betracht.

Lasertherapie

Die Lasertherapie der Stabsichtigkeit ist bislang nur bei Werten bis 5 dpt möglich. Dabei korrigiert der Arzt die Hornhautverkrümmung, indem er die Unregelmäßigkeiten der Hornhaut mit dem Laser abträgt und sie so der optischen Idealform annähert. Bei Bedarf korrigiert er eine bestehende Kurzsichtigkeit gleich mit.

Prognose

Der normale Astigmatismus schreitet nicht voran und lässt sich mit Brille, Kontaktlinsen oder operativ in den meisten Fällen gut korrigieren. Wird jedoch ein starker angeborener Astigmatismus nicht frühzeitig behandelt, droht oft schon im Kindesalter eine irreversible Sehschwäche.

Ihr Apotheker empfiehlt

Komplementärmedizin

Ob ein funktionelles Augentraining zur Entspannung der Augenmuskeln bei Stabsichtigkeit hilft, ist fraglich; bislang liegen keine aussagekräftigen Studienergebnisse vor, die einen günstigen Einfluss auf die Sehleistung bei dieser Form der Fehlsichtigkeit bestätigen. Andererseits dürften entspannende Augenübungen (z. B. Augenyoga-Übungen, Palmieren) aber auch nicht schaden.

Weiterführende Informationen

Wer sich dafür interessiert, wie ein Astigmatismus oder andere Sehfehler die Wahrnehmung des Betroffenen verändern, findet Simulationen und Online-Sehtests auf www.pro-retina.de oder www.sehtestbilder.de.

Weitsichtigkeit

Weitsichtigkeit (Hyperopie, Hypermetropie): Sehfehler mit unscharfem Sehen in der Nähe, z. B. beim Lesen.

Die Hyperopie entsteht dadurch, dass einfallende Lichtstrahlen hinter der Netzhaut gebündelt werden und so ein unscharfes Bild ergeben. Das weitsichtige, hyperope Auge ist zu kurz (häufig) oder die Brechkraft der Augenlinse zu gering (selten). Die Korrektur erfolgt mit Sammelgläsern (Konvexlinsen, Plusgläser). Bis zum 40. Lebensjahr kann eine mittelgradige Weitsichtigkeit vom Auge oft durch Anspannen des Ziliarmuskels ausgeglichen werden.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Meist lange keine Beschwerden
  • Kopfschmerzen durch Naharbeit wie z. B. Lesen
  • Brennende Augen
  • Längere erschwerte Akkommodation, d. h. längere Umstellung der Augen von Nah- auf Fernsicht
  • Schielen.

Wann zum Arzt oder Optiker

In den nächsten 2 Wochen, wenn

  • Kopfschmerzen beim Lesen oder nach Arbeiten in der Nähe bzw. am Computer auftreten.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung

Das normalsichtige Auge arbeitet beim Blick in die Ferne entspannt. Der Augapfel des Weitsichtigen ist zu kurz oder die Brechkraft der Augenlinse zu gering, daher bündeln sich die Strahlen des Lichts erst hinter der Netzhaut. Um scharf zu sehen, muss die Brechkraft der Linse erhöht werden, indem der Ziliarmuskel angespannt wird und sich die Linse stärker krümmt, so dass das Bild weiter vorne und damit auf der Netzhaut entsteht.

Ohne Brillen- oder Kontaktlinsenkorrektur muss das Auge bereits für die Ferne zusätzliche Muskelanspannung leisten. Manchen Menschen bereitet dies – besonders beim Lesen – Augen- oder Kopfschmerzen, andere wiederum tolerieren die Mehrarbeit des Ziliarmuskels ohne Probleme. So bleibt eine Weitsichtigkeit oft lange unerkannt. Die Weitsichtigkeit überschreitet selten +6 dpt.

Ursachen

Ob der Augapfel zu kurz (Achsenhyperopie) oder die Brechkraft der Augenlinse zu gering ist (Brechungshyperopie) - in den meisten Fällen ist die Weitsichtigkeit angeboren. Tritt eine Weitsichtigkeit jedoch plötzlich auf, können Erkrankungen der Hornhaut oder der Linse sowie Tumoren dahinterstecken.

Verlauf

Im Alter verliert die Linse zunehmend an Elastizität. Dann bringt sie die für die Nähe noch zusätzlich notwendige Brechkraft nicht mehr auf, so dass der nicht oder ungenügend korrigierte Weitsichtige seine erste Lesebrille viel früher als der Normalsichtige benötigt, also z. B. schon mit 35 oder 40 Jahren.

Komplikationen

Eine unbehandelte Weitsichtigkeit bei Kindern begünstigt das Schielen. Unbehandeltes Schielen birgt wiederum das Risiko der Erblindung auf dem Auge, das das Gehirn aufgrund der störenden Doppelbilder ausblendet.

Durch die bei einer Weitsichtigkeit veränderten lokalen Verhältnissen im Auge sind Betroffene häufiger von einem Engwinkelglaukom (grüner Star) betroffen - sie sollten daher regelmäßig den Augendruck prüfen lassen.

Diagnosesicherung

Die Ärzt*in untersucht jedes Auge einzeln und misst die Brechkraft mit Hilfe der Spaltlampe oder einem Laserstrahl. Außerdem prüft sie anhand verschiedener Sehtests, ob der Weitsichtige bestimmte Formen, Buchstaben oder Ziffern verschiedener Größe mit und ohne Korrekturgläser scharf erkennen kann. Dazu nutzt sie sowohl Tafeln in 5–6 m Entfernung als auch kleine Lesetafeln, die sie den Patient*innen in die Hand gibt.

Behandlung

Nach der Sehprüfung passt die Augenärzt*in oder die Optiker*in eine Brille mit Sammellinsen an - meist mit Dioptrienwerten zwischen +1 dpt. und +6 dpt.. Damit ist das Sehen in die Ferne für das Auge entspannt und auch die Naharbeit kann mühelos bewältigt werden.

Eine starke Weitsichtigkeit behandelt die Ärzt*in bei Jugendlichen und Erwachsenen gerne auch mit Kontaktlinsen, da die korrigierenden Brillengläser sehr dick und schwer sind

Eine Lasertherapie zählt nicht zur Standardtherapie der Weitsichtigkeit ist aber mittlerweile bei Werten bis +6 dpt möglich. Dabei trägt die Ärzt*in außen liegende Teile der Hornhaut ringförmig ab und steilt die Hornhaut etwas an. Die Ergebnisse sind sehr unterschiedlich. Die Chancen für eine dauerhaft erfolgreiche Korrektur sind umso größer, je geringer die Fehlsichtigkeit vor Durchführung der Lasertherapie war. Auch nach einer erfolgreichen Behandlung sollte klar sein: Mit dem Eingriff wird nicht verhindert, dass ab dem 45. Lebensjahr – wie bei jedem Normalsichtigen – eine Lesebrille nötig wird.

Prognose

Wird die Weitsichtigkeit mit einer passenden Korrektur versorgt, verschlechtert sie sich im weiteren Verlauf selten - im Gegenteil: bei Kindern und Jugendlichen geht sie durch den heutigen Lebensstil mit Smartphone und wenig Zeit draußen in der Natur oft zurück, und kann sich sogar in eine Kurzsichtigkeit umkehren.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Anders als bei Kurzsichtigkeit liegen bislang keine gesicherten Daten vor, die einen positiven Effekt des funktionellen Augentrainings auf die Sehleistung bei Weitsichtigkeit belegen. Ob ein Training zur Entspannung der Augenmuskeln (z. B. Augenyoga-Übungen, Palmieren) hilft, muss individuell ausprobiert werden.

Komplementärmedizin

Die Komplementärmedizin spielt bei der Behandlung von Weitsichtigkeit praktisch keine Rolle.

Weiterführende Information

Unter www.brillen-sehhilfen.de finden Sie einen Text zum Ausdrucken, mit dem Sie selbst prüfen können, ob Sie weitsichtig sind. Dieser Test dient der ersten Orientierung und ersetzt den Gang zum Augenarzt oder Optiker natürlich nicht.

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